Der klassische und übliche Weg in den Sport eines jungen, Schweizer Pferdes beginnt im Frühling des Jahres in dem es dreijährig wird. Dann ist die Zeit auf der Fohlenweide zu Ende, es kommt in den Stall seines Besitzers oder Ausbildners und wird angeritten (Link). Im Sommer oder Herbst wird es am Feldtest präsentiert, danach geht es vielleicht nochmals ein paar Monate auf die Weide. Dann im Winter / Frühling beginnt die Vorbereitung für die Jungpferdeprüfungen. Das junge Springpferd wird eingesprungen, das junge Dressurpferd im Viereck weiter ausgebildet. Schliesslich folgen dann im Frühsommer die ersten kleinen Turniere.
Pragmatisch zusammengefasst ist dies das erste Jahr in der Karriere eines Sportpferdes. Doch Moment mal, weiss man nicht schon lange, dass Pferde erst mit ca. 7 Jahren ausgewachsen sind? Verlangen wir da nicht zu viel Leistung während des Wachstums? Kann das gesund sein? Logisch überlegt lauten die Antworten auf diese Fragen Ja, Ja und Nein. Doch natürlich spielen da wesentlich mehr Faktoren eine Rolle und nicht alle Pferde sind gleich. Jeder Besitzer sollte sich stets gut überlegen und abschätzen, wie viel er seinem Jungpferd schon zumuten kann, doch woran merke ich als Reiter das?
Einige Anhaltspunkte:
Exterieur
Grosse Pferde brauchen mehr Zeit als kleine. Dies ist eine Faustregel die meistens auch ihre Richtigkeit hat. Kleine, kompakte Pferde haben ihren Körper viel schneller unter Kontrolle, als grosse, lange Tiere. Sie sind schneller im Gleichgewicht und können sich unter dem Reiter besser ausbalancieren. Das tönt gut, ist aber mit Vorsicht zu geniessen, denn durch diesen Umstand kompensieren diese Pferde auch die Fehler von uns Reitern viel besser und haben so einen Verschleiss an ihrem Körper, den man zu Anfang gar nicht bemerkt.
Charakter
Es gibt Pferde die bieten in jungen Jahren alles an, machen alles mit und wirken schon sehr erwachsen. Das ist toll, ein Geschenk für jeden Reiter! Aber hier ist nun unsere Geduld gefragt, wir dürfen nicht vergessen, dass der Vierjährige der alles sofort kapiert und immer motiviert ist körperlich noch genau so unreif ist wie der, der noch etwas schwankend läuft und nicht so gut angaloppieren kann, weil er nicht ganz so eifrig ist wie der „Streber“. Auch gibt es Pferde die schnell mal anzeigen, dass ihnen etwas zu viel wird und solche die sich sehr lang nichts anmerken lassen, vielleicht bis zu dem Punkt wo dann plötzlich gar nichts mehr geht. Darum gilt auch hier, nicht immer einfach nehmen was einem das Pferd gibt, sondern auch zwischendurch genau zu überlegen ob man auf dem richtigen Weg ist.
Abstammung
Es gibt Linien von denen man sagt, dass Pferde die dieses Blut führen entweder sehr frühreif oder sehr spätreif sind. Ich habe zum Beispiel schon öfter gehört, dass Pferde die vom berühmten Calando abstammen, etwas länger brauchen für ihre Entwicklung. Natürlich kann man das nie pauschal sagen, wiederum muss auf das einzelne Individuum eingegangen werden.
Zusammengefasst habe ich für die Jungpferdeausbildung ein Motto: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich.“
Ich habe gelernt mich und meine Ungeduld zu hinterfragen, was bringt es mir zum Beispiel in ein paar Jahren wenn mein Pferd schon vor seinem vierten Geburtstag sein erstes Turnier gelaufen ist? Eine Garantie dafür, dass ein Pferd das spät in den Sport kommt auch länger gesund bleibt gibt es nicht und Jungpferdeprüfungen haben auch sicher aus züchterischer Sicht eine wichtige Funktion. Ein junges Pferd soll und darf auch ruhig eine Aufgabe haben, ich bin aber der Meinung dass ihm zu viel Druck langfristig mehr schadet als nützt.
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